14. August 2011

Étape 9 Royan - La Rochelle

Ahhh. wie herrlich gut tut mir diese Nacht! Ich liege im Bett. Seit 2, 3 Stunden auf den Bauch gedreht - draußen brandet der Atlantik immer lauter an den mittlerweile verwaisten Badestrand, die Gigis mit ihrer hochgezüchteten, lärmenden Prolo-Autos sind auch schlafen gegangen und ich halte meinen rot geschundenen Hintern in die Luft, auf dass die etwa 1,5 Zentimeter dicke Spachtelschicht meiner Ibutop-Salbe endlich ins zerlederte Deckhautgewebe einziehen mag und es heilen würde.

So wache ich dann am nächsten Morgen auch wieder auf - Ärschlein in die Höhe.


Draußen ist wieder Leben ins Badeörtchen Royan gekommen, der Verkehr schwillt an und auch jetzt, gegen 8 Uhr früh, habe ich den Eindruck, als würde der heutige Tag temperaturmäßig dem gestrigen - laut arte-Wetterbericht der heißeste Tag seit 10 Jahren (!) - in nichts nachstehen: Es ist eine Affenhitze!

Auch Flow ist nass geschwitzt, hat sich die Decke zwischen die Beine geklemmt - klebrig träge hängt er im nassen Laken und stöhnt unverständliches Zeug, als ich ihn zum Aufstehen bewegen will.


Ich gehe ins Bad und besehe mir mein Hinterteil: Es ist stark gerötet, schmerzt auf Druck. Meine beiden Prachtbacken und ich haben bereits 900 Kilometer in den Pölsterchen, eigentlich eher eine Distanz für erste, sanfte Ermüdungserscheinungen.

So, wie sich das allerdings gestern angefühlt hatte, deutete das aber eher auf ein recht baldig anstehendes Totalversagen meines Sitzfleisches hin.

Und dabei habe ich noch mindestens 600 Kilometer vor mir. Oha, das wird ein Spaß!

Dafür gefällt mir aber meine Beinbräune, die mir die Höhensonne von Alpe d´Huez, Ventoux und die Pyrenäenpässe ins die Schenkel gebrannt haben: Freilich nur bis zum Hosenansatz.


Unten beim Frühstück studiere ich die Zeitung: Hitzewelle im Département Gironde - nichts Neues. Ein Mädchen wir vermisst. Bürgerkrieg. Waldbrände.

Die Welt dreht sich noch immer. Wir radeln hier in unserer kunterbunten Urlaubswelt, aber das Leben geht eben weiter. C´est la vie, wie unser netter Hotelchef sagen würde.


Flow gesellt sich wie immer etwas später zu mir an den Tisch: Ich bin schon fast mit dem Frühstück durch.

"Wo fahren wir heute nochmal hin?", fragt er mich noch ganz zerzaust vom Bett.

Heute gilt es - gottseidank! - nur wenige Kilometer abzuspulen. Wir werden eine relativ unspannende Etappe durch das Schwemmland nördlich von Royan absolvieren. Eigentlich schade, dass man nicht direkt am Atlantik entlang fahren kann, denn das würde diesen Tagesabschnitt aufwerten - so aber werden wir auf annähernd schnurgeraden Straßen im salzigen Schwemmland jenseits der Küstenlinie durchpolken müssen. Keine Highlights.

Eine Überführungsetappe.

Aber wenigstens das Etappenziel verspricht spannend zu werden: Die Hafenstadt La Rochelle.


Oben im Zimmer legt sich Flow wie immer, wie jeden Morgen, wie nach jedem Frühstück noch 20 Minuten zum "chillen" hin. Ich packe nur kopfschüttelnd meine Klamotten und hole unten schon mal mein Rennrad aus dem Keller.

Dort bemerke ich, steht eine stattliche Auswahl an Schmiermitteln zur Verfügung, von denen ich glatt ein paar Teflon-basierte nehme, um Kette und Kassette nachzufetten.

Gegen halb 10 kommen wir dann endlich los: Die Sonne steht schon hoch am Himmel.
Und schwitzen tue ich auch schon wieder wie ein Schwein.


Noch ein mal drehe ich mich um, winke dem Hotel Belle Vue und bedauere es, nicht doch noch ein, zwei Tage hierbleiben und richtig Urlaub machen zu können.

Aber dafür waren wir ja nicht angetreten: La Rochelle ist das Ziel.
Für heute.
Paris ist das Ziel, für demnächst.



Zunähst geht es entlang der Küste durch Royan. Die Stadt erwacht gerade, wir umfahren den Stau und gleiten entlang einer kleinen Strandpromenade am Atlantik entlang. Hell und grell blendet die Sonne und angesichts der ersten Schweißperlen, die mir die Brust herunter laufen schaue ich immer wieder neidisch herüber zum azurblauen Wasser, das mit Abkühlungsversprechen träge am Strand brandet.


Wie immer, wenn es flach ist, hat Flow die Führung übernommen - noch allerdings hat er seinen Motor nicht angeworfen. Neben uns drängeln sich immer wieder Autos an uns vorbei - ich ahne, dass das heute Dauerzustand sein wird.

Als ich die Tour geplant hatte, war es mir ein Anliegen, nach La Rochelle zu kommen - ich bin ein großer "Das Boot"-Fan und vielleicht würde ich mir den berühmten U-Boot-Bunker ansehen können. Und so müssen wir nun halt diese heutige Überführungsetappe durchstehen.

"Wenn das so weiter geht, ists ja gar nicht so schlimm!", ruft mir Flow von vorn zu.

Na, warte mal ab - denke ich mir.


Die ersten Kilometer sind wahrlich sehr entspannend: Wir fahren direkt am Meer entlang, es geht zunächst nach Norden, später werden wir das natürgeschützte Waldstück von La Tremblade durchqueren.

Die Straßen - ein untrügliches Zeichen dafür, dass ihnen nicht allzu viel Beachtung von Seiten der Behörden zuteil werden und sie demnach nicht wichtig sein können - sind in einem fragwürdigen Zustand. Immer wieder muss ich schnell reagieren, Schlaglöchern ausweichen um mein Rad zu schützen.

Slalom en francais.



Wir passieren den Zoo de Palmyre, die direkt an der Straße schwimmenden Flamingos veranlassen uns zu einem kleinen Stopp: Die majestätischen Tiere paddeln direkt in Streichelreichweite - aber angesichts des sehr strengen Geruches verzichte ich darauf, sie anzufassen.

Flow versucht, eine der rosafarbigen Federn zu "bekommen" - das wäre ein tolles Andenken für seine Tochter, sagt er. Ich kann ihn nur mit Mühe davon abhalten, einen der Vögel zu rupfen.


Als wir weiterfahren, kommen wir in einen wohlriechenden, dichten Wald. Endlich Schatten, endlich eine vernünftige Straße - und leider endlich auch massig Verkehr.

Nicht so sehr auf unserer, aber auf der Gegenspur.


Ich muss mir meinen Augen reiben: Halb Holland scheint auf der Flucht zu sein! Kilometerlang stehen Wohnwagen und Caravans aneinander gereiht. Wo zur Hölle wollen die alle hin?

"Zentralferien beginnen!", ruft mir Flow zu. Ah, sicher, klar, davon stand etwas im Reiseführer. Allerdings wäre mir neu, dass die Franzosen dermaßen Camping-verrückt sind.
Wahnsinn.

Ich beschließe, dem 1.000sten Wohnwagen einen Preis zu verleihen.


Wir verlassen das Naturreservat, fahren wieder unter der gleißenden Sonne und noch immer reißt der Strom an Wohnwagen nicht ab. Mittlerweile sind uns bestimmt schon 5.000 dieser Vehikel entgegen gekommen und langsam ermüden meine Augen.

Bei La Tremblade erreichen wir den ersten markanten Punkt unserer heutigen Etappoe: Vor uns ragt die Brücke über den Fluss Seudre auf. Schnurstracks geht es auf sie zu - und ich merke es: Dieselmotor Flow kommt auf Touren.



Die Brücke führt über einen Fluss, der ein riesiges Schwemmland bedeckt. Fast einem Delta gleich, können wir, je höher wir kommen, die unterschiedlichen Ablussrinnen an ihrer Tiefe erkennen.


Riesige Starkstrommasten, die in Schwindel erregender Höhe die Leitungen übers Wasser heben, lassen vermuten, dass hier Schiffe fahren oder gefahren sind - allerdings ist das kaum vorstellbar: Einen größeren Hafen oder gar eine Werft gibt es hier in der Nähe nicht.

Zumal mit Bordeaux ja eines der größten Trockendocks der Welt in unmittelbarer Nähe zu finden wäre.


Der Blick nach vorn stimmt mich auf das, was da kommt ein: Einöde.

Vom Kartenstudium her weiß ich, dass wir nun bis La Rochelle eine sumpfige, teilweise vom Salzwasser durchtränkte Schwemmlandschaft mit intesiver landwirtschaftlicher Nutzung - und kaum Siedlungen - durchqueren werden.

Mit knapp 25 Kilometern auch ein Abschnitt, der keinerlei Kurven oder Abbiegungen aufweist - nur stupides Geradeausfahren wie am Linieal gezogen. Und so, wie ich Flow kenne, wird er in seine Vollgas-Trance verfallen und mächtig vorneweg stampfen.


Dir kurze Abfahrt hat es in sich: Von hinten schiebt uns, am anderen Ufer angekommen, ein mächtiger Wind an. Ohne Probleme beschleunigt uns die seichte Brückenseite auf über 50 km/h, Flow geht in Untenlenkerposition und kaum drüben angekommen haut er mächtig rein: Lokomotive, Abfahrt!

Die Straße ist von ausgezeichneter Qualität und es gibt sogar einen Seitenstreifen, den wir aber schnell meiden: Zu viel Unrat, Scherben und Steinchen.

Der Wind bläst uns kräftig an und so halten wir uns konstant bei 40 bis 43 km/h auf.
Mein Hintern meldet sich nun ab und zu zu Wort.



Für Flow - auch wenn es noch so langweilig erscheint - ist das hier das Paradies: Endlich kann er mal seine herausragenden Fähigkeiten ausspielen, endlich kann er das tun, was er auf dem Rennrad immer noch am besten kann: Tempo bolzen, Windschatten geben und einfach nur durch die Ebene bügeln.

Und das tut er auch!


Nein, spannend ist was Anderes: Zwar ist in diesem Abschnitt noch ab und zu Lenkarbeit gefragt, aber der teilweise nervende Verkehr (immerhin ist dies neben der Autobahn die schnellste Verbindung mit La Rochelle) und das hohe Tempo lassen nicht gerade Radelspaß aufkommen.

Der viel gerühmte Artenreichtum dieser Landschaft lässt sich vom Rad aus nur schwer ausmachen: Zwar nistet auf jedem (wirklich jedem!) Starkstrommast ein Storchenpaar, aber mehr bekommen wir hier auch nicht mit.

Klar, wir sind im Speed-Rausch.
Oder zumindest Flow ist es.


Minute um Minute.
Kilometer um Kilometer.
Kämpfen wir uns über den Asphalt.

Irgendwann wird die Straße in zwei Fahrtrichtungen unterteilt, die Schilder verkünden, dass man nun 110 km/h fahren könne (was die Anderen auch gerne tun). Uns bleibt da nur, aufmerksam zu fahren und zu schauen, dass wir uns so weit rechts wie möglich halten.


Wir sprechen nicht miteinander. Wie auch? Der Verkehr ist mörderisch und nun haben wir auch keinen Seitenstreifen mehr. Ab und zu hupt jemand, wir sind zu beschäftigt, den 40er-Schnitt zu halten, als dass wir unsere dicken Finger bemühen könnten.

Öfter muss ich jetzt in den Wiegetritt gehen und hoch erhoben im Wind hinter Flow hertreten - mein Hintern ist unerträglich!


Zu allem Überfluss zieht es sich hinter uns langsam zu: Einerseits freue ich mich, wenn es mit den Temperaturen endlich einmal etwas herunter gehen könnte, andererseits habe ich nun wirklich genug Regen für diesen Sommerurlaub auf diesem Trip gehabt.

Und auf dieser Angst einflößenden Autobahn muss ich nicht noch einen Wolkenbruch erleben!


Wenig später kommt ein Monstrum in Sicht: Es scheint, als habe ein Erdbeben riesigsten Ausmaßes die Straße samt Fundament aus ihren Angeln gehoben und sie dann so schwebend fixiert. Wie eine riesige Falte ragt eine Brücke vor uns auf.

"Ah, doch noch ein Berg heute!", rufe ich grinsend Flow zu.
Der schaut sich nur um und beschleunigt. Ich lasse ihm seinen Ortsschildsprint.


Die Brücke führt hinüber nach Rochefort, der großen Stadt, die genau zwischen Royan und Rochelle in einer Biegung des Flusses Charente, den diese überquert.

Immer mächtiger steigt sie vor uns auf, zunächst langsam, dann spürbar steil geht es hinauf.


Oben weht der Wind dermaßen stark von der Seite her, dass wir die Räder festhalten müssen, um nicht von einer der Böen erfasst zu werden. Überholt uns ein LKW, wird es kriminell: Dann rüttelt und zerrt es an uns, dass wir Angst haben, umgeworfen zu werden - oder gleich über das Geländer zu fliegen.

Krass!, denke ich nur, als kurz nach einander zu erst ein LKW von vorn an mir vorbeidonnert und mich dann von hinten einer knapp überholt: Als ob mir Mutti eine scheuert.



Vorne tritt Flow verbissener denn je in die Pedale. Als wir wenig später unten sind, wird er mir sagen, dass er die Hosen gestrichen voll hatte. Ich weiß um seine Höhenangst und glaube ihm aufs Wort.

Wenige Wochen später wird das Tour de France-Peloton eine ähnliche Brücke bei St. Nazaire zu überqueren haben: Ein erster, harter Anstieg wird das Feld in drei Teile reißen, einige Favoriten werden den Anschluss verlieren.

Das kann ich an diesem heutigen Tage noch nicht wissen - schön aber im Nachhinein, dass wir eine ähnliche Situation auf unserer "Großen Schleife" hatten.


Als ich am Scheitelpunkt bin halte ich kurz an: Neben dieser modernen Brücke steht, keine 200 Meter entfernt, eine zweite. Um genauer zu sein, eine Schwebefähre - sowas ähnliches, nur kleiner, haben wir auch: In Rendsburg.

Was für ein Schauspiel muss es damals gewesen sein, als dies die gängige Art war, den Fluss zu überqueren.


Die Abfahrt ist ebenso Atem beraubend wie gefährlich: Die Autofahrer tun sich weißgott keinen Zwang an, um neben uns zu bremsen. Hinzu kommt das böige, überraschende und erschreckend kräftige Zerren des Windes an Rad und Fahrer - ungewohnt unsicher rolle auch ich hinab, kann kaum einmal meinen Blick schweifen lassen hinüber ins vor mir liegende Rochefort.

Flow wartet unten auf mich und schaut mich noch immer etwas ängstlich an: "Alter, erstmal ne Pause!"


Ein großes Schild weist uns den Weg zu einem Supermarkt - als wir uns umdrehen müssen wir uns verneigen vor dieser Monsterbrücke.

Wir kurven einige Kilometer durch die schicke Innenstadt, die etwas verlassen ob der Mittagszeit aussieht. Als wir dann aber am Supermarkt ankommen, finden wir, dass bei diesem verrückten Gedränge ja auch keine Bewohner mehr für die Stadt übrig bleiben können: Halb Rochefort scheint hier einzukaufen.


Wir bleiben etwa 40 Minuten, trinken und essen, was die Regale hergeben.

"So. Und nun noch 30 Kilometer durchpolken, dann haben wir es!", konstatiert Flow.
Ich reibe meinen Hintern und wünsche ihm (und mir), dass es so schmerzfrei wie möglich abgeht.

Schon finden wir uns auf dem gefühlt längsten Geradeausstück der Welt wieder.

Ähnliches habe ich schon auf der Via Appia während meines Giro d´Italia erlebt - nur da hatte ich wenigstens Schatten spendende Bäume und musste nicht dem Amateurmeister im Zeitfahren mit doppelt so dicken Waden wie den meinen Hinterherbolzen. Heute ist das zehnmal anstrengender.


Wenigstens haben wir unseren Seitenstreifen wieder.

Flow schlägt wieder ein Tempo an, das sich gewaschen hat. Keuchend und mit brennenden Lungen hechte ich ihm hinterher. Ich kann mich nur mittels Ablenkung und der Visualisierung dessen, was ich dann gleich im Hotel machen werde, motivieren, hier mitzumachen.

Ich werde schön lange duschen ...
Ich werde meinen Hintern eincremen ...

Oops, Windschatten reißt ab, Flow ist 15 Meter voraus gefahren ... reintreten, aufholen!


Ein Schild erinnert mich an die Show meiner Kindheit - Fort Boyard war mit eine der ersten Sat.1-Shows, die ich nach der Wende als Kind gesehen habe. Hier ist das also alles gedreht worden? Aha.

Auf meinem Garmin sehe ich, dass wir, anstelle diese Pseudo-Autobahn zu nutzen, auch direkt an der See entlang auf der kleinen Landstraße 202 fahren könnten - aber ein Blick nach vorn und ich weiß, dass es Flow jetzt nur noch ums schnelle Ankommen, nicht um eine schnieke Ausfahrt geht. Ich unterbreite den Vorschlag lieber nicht und ducke mich in seinen Windschatten.


So bolzen wir alles aus unseren Schenkeln und Waden, was wir anzubieten haben. Von zwei kleinen Schauern mal abgesehen bleibt es trocken - um uns herum ziehen teilweise beängstigend schwarze Wolken auf.

Die Schilder künden allerdings schon vom nahen La Rochelle - zum Schluss biegen wir sogar auf eine richtige Autobahn ab, Flow ignoriert alle Schilder, nur, um schnell in die Stadt zu kommen. Sie hupen und meckern und meckern und hupen - nur die Gendarmerie, die uns drei mal (!) überholt, sagt nichts. Die haben wahrscheinlich wichtigeres zu tun.



Vor der Stadt kommt noch einmal die Sonne heraus, dann sind wir endlich da. La Rochelle: Hafenstadt und Handlungsort des - meiner Meinung nach - besten deutschen Filmes aller Zeiten. Ob ich den U-Bootbunker mal live werde sehen können?

Wir fahren zunächst zum Bahnhof, wo wir die Tickets für den morgigen - letzten - Transfer der Tour kaufen. Wir buchen einen Zug früh um 5 Uhr, der uns nach Nante bringen wird. Erst dann machen wir uns auf den Weg in die Altstadt, wo unser Hotel ist.


Wir kommen am Yachthafen vorbei, der uns einfach nur umhaut. Nizza war schön, Hamburg ist sowieso toll, aber diese, noch an den ursprünglichen, mittelalterlichen Hafen erinnernde Anlage ist einfach der Hammer!

Eine mächtige Schutzmauer mit einem Seetor schützt die Stege. Unzählige kleine und große Yachten säumen die Anlegeplätze.


Familien und auffällig viele junge Menschen tummeln sich hier, schlecken Eis oder trinken einen Kaffee. La Rochelle macht auf mich eher einen mediterranen, denn einen atlantischen Eindruck. Wie wir später erfahren, sind 75 % der Besucher hier Engländer, die von Billigfliegern zu Tausenden hergekarrt werden - gesehen aber habe ich keine.



Leider ist es sehr diesig, immer wieder ziehen dichte Wolken über die Stadt, sodass nicht das wirklich richtige Urlaubsfeeling aufkommen will, aber ich kann mir ausmalen, wie man hier traumhafte, romantische Stunden verbringen kann, welche berauschende optik diese Szenerie bei Nacht abgeben muss.

Hier muss ich noch mal herkommen.
Dann aber ohne Flow.
Und mit Herzdame.


An einem Schild prangt ein "Atemkraft? Nein Danke!"-Aufkleber aus Deutschland. Witzig.

Schnell finden wir unser Hotel, das Francois Premier, das bei Booking.com als das preiswerteste der Innenstadt ausgewiesen wurde. Umso erstaunlicher, wie riesig unser Zimmer und wie geschmackvoll die Einrichtung ist.


Nachdem wir ausgiebig geduscht und (ich mich) eingecremt haben, bummeln wir durch die Straßen und kaufen bei einem von knurrenden Mägen beschleunigtem Hamsterkauf einen halben Supermarkt leer.

Abend sitzen wir dann auf unseren Betten, tunken frisches Baguette in allerlei Saucen, Salate und Meeresfrüchte und ich genehmige mir eine 0,75 Literflasche Cidre. Leicht beschwipst kann ich so das nervige Jucken am Po ertragen und komme schneller in den Schlaf, während es draußen nochmal einen Sturzregen gibt.

Sicher: Dies war nicht die aufregendste Etappe, aber doch sicher eine, die uns unserem Ziel, Paris, wieder um Einiges näher gebracht hat.

Morgen werden wir in Nantes aufbrechen - und ab da geht es schnurstracks nach Osten, die Loire entlang, wo wir irgendwann auf die Seine treffen, die uns nach Paris begleiten wird. Doch bis dahin sind es noch einige Träume, die ich in fremden Hotelbetten erleben werde ...